Traumatherapie DBT-PTBS
"Wenn die Achtsamkeit etwas Schönes berührt, offenbart sie dessen Schönheit. Wenn sie etwas Schmerzvolles berührt, wandelt sie es um und heilt es." (Thich Nhat Hanh)
Trauma und Posttraumatische Belastungsstörung
Der Begriff 'Trauma' stammt aus dem Griechischen und bezeichnet eine Verletzung oder Wunde. Auch umgangssprachlich verstehen die meisten Menschen unter einem Trauma ein zutiefst erschütterndes und schmerzhaftes Erlebnis.
Traumatische Ereignisse können auch ohne psychotherapeutische Hilfe verarbeitet werden, wenn ausreichend persönliche Ressourcen und Bewältigungsstrategien (Resilienz) und Unterstützung durch andere Menschen vorhanden sind.
Wenn diese nicht ausreichen, so kann eine Posttraumatische Belastungsstörung entstehen. Durch den neurobiologischen Prozess der Traumatisierung verarbeitet und speichert unser Gehirn die Eindrücke während des traumatischen Ereignisses nicht als zusammenhängendes Erlebnis, das erinnert und erzählt werden kann (autobiographisches Gedächtnis). Stattdessen speichert unser Gehirn Erlebnissplitter (Gedanken, Gefühle, Sinneseindrücke, Körperempfindungen) getrennt voneinander und ungeordnet in der Amydala (emotionales Gedächtnis). Diese Erlebnissplitter entziehen sich weitgehend unserem Bewußtsein und können nicht kontrolliert erinnert werden. Es bestehen häufig Erinnerungslücken. Gleichzeitig können Reize, die auch nur weitgehend an die vergangene traumatische Situation erinnern (Triggerreize), dazu führen, dass Betroffene plötzlich von intensiven Erinnerungsfragmenten überschwemmt werden (Intrusionen und Flashbacks). Um sich davor zu schützen, befinden sich Menschen mit einer PTBS in häufiger Alarmbereitschaft und versuchen Triggerreize zu vermeiden, was wiederum starke Einschränkungen in ihrer Lebensgestaltung nach sich zieht.
Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS):
- Flashbacks (Wiedererleben des "alten Films" mit Verlust des Bezugs zur Gegenwart)
- Intrusionen (Unkontrollierbares Einschießen von Szenen des "alten Films")
- Hyperarousal (ständige Anspannung, Nervosität und Unruhe)
- Vermeidungsverhalten und eingeschränkte Lebensgestaltung
- Dissoziative Zustände (Bewußtseinstrübung)
Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (K-PTBS):
Erleben Menschen bereits in ihrer Kindheit und Jugend wiederholt körperliche oder sexuelle Gewalt und entwickeln in der Folge eine Posttraumatische Belastungsstörung, so hat diese zumeist umfangreichere Folgen: Das Selbstwertgefühl der Betroffenen nimmt Schaden. Stützende und vertrauensvolle Grundüberzeugungen über andere Menschen, Beziehungen, die Welt an sich können verloren gehen. Es kann zu Schwierigkeiten im Ausdruck und Umgang mit Gefühlen kommen. Häufig sind auch Körperschmerzen, für die sich keine körperliche Ursache findet.
Ambulant oder stationär: Behandlung von (komplexer) posttraumatischer Belastungsstörung
Wenn Sie an einer (k)PTBS wie oben beschrieben leiden, ist für eine nachhaltige Verbesserung eine therapeutische Auseinandersetzung mit den Geschehnissen der Vergangenheit in den meisten Fällen notwendig. Da die Konfrontation mit der Vergangenheit zunächst belastend ist, ist es wichtig, dass Sie überlegen, ob Sie Ihre Traumatherapie in einem ambulanten Setting bei einer/m niedergelassenen PsychotherapeutIn oder im stationären Setting (zum Beispiel Psychosomatisches Zentrum Waldviertel Klinik Eggenburg, Therapiezentrum Ybbs u.a.) machen möchten und können.
Für eine ambulante Behandlung ist aus meiner Sicht ein aktuell stabiles Lebensumfeld (Wohnungs- und Finanzsituation, soziales Umfeld) und eine grundsätzliche Lebensbejahung notwendig, da Sie nach unseren Sitzungen (Expositionsphase 2x/ Woche) wieder nach Hause gehen.
Dialektisch behaviorale Therapie für komplexe posttraumatische Belastungsstörungen (DBT-PTBS)
Die DBT-PTBS wurde von Marsha Linehan und Martin Bohus entwickelt. Die DBT-PTBS eignet sich für Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt waren und unter PTBS-Symptomen leiden.
Die Behandlung lässt sich in mehreren Phasen beschreiben:
Vorbereitungsphase:
Sie lernen
- Informationen über (komplexe) posttraumatische Belastungsstörung
- Achtsamkeit. Als Grundlage des therapeutischen Prozesses bedeutet "achtsam sein" eine aufmerksame, urteilsfreie und annehmende Haltung dem ständigen Strom innerer und äußerer Reize gegenüber einnehmen zu können
- wohlwollender Umgang mit sich selbst und anderen, Mitgefühl für sich und andere (compassion)
- Skills im Umgang mit Hochstress, Flashbacks, Intrusionen, Dissoziationen und traumabezogenen Gefühlen
Skillsgestützte Exposition:
Sie erleben, dass Sie die traumatischen Erlebnisse erinnern und die Belastung dabei regulieren können.
Als zentrales Element der Behandlung, geht es in dieser Phase darum, das traumatische Ereignis und die damit verbundenen Gefühle, Gedanken, Sinneseindrücke, Körperempfindungen unter sicheren Bedingungen, mit therapeutischer Unterstützung und mit dem Einsatz von Skills
zu erzählen. Ziel ist die erfolgreiche (neurobiologische) Verarbeitung, wodurch die PTBS-Symptomatik nachweislich abnimmt. Ihr Gehirn lernt in dieser Phase, dass die Eindrücke der Vergangenheit angehören und die Erinnerungen aushaltbar sind.
Nachbereitungsphase "Das Leben entfalten":
- Akzeptanz der Vergangenheit
- Neuorientierung: Wobei haben mich die PTBS Symptome eingeschränkt, welche Veränderungen und Ziele strebe ich für unterschiedliche Lebensbereiche (Freundschaften, Partnerschaft, Gesundheit, Beruf, etc.). Ein wesentlicher Teil ist auch das Erproben neuer Verhaltenweisen.